16. Dezember 2022

Shortlist Ideenwettbewerb Biodiversität Frankfurt 2022

Der Ideenwettbewerb Biodiversität Frankfurt unterstützt Ideen aus der Stadtgesellschaft, die die urbane Artenvielfalt erhalten oder fördern. Nun hat die Jury zehn Initiativen ausgewählt, die eine Chance auf das Preisgeld von insgesamt 30.000€ erhalten.

Mitte November endete die Bewerbungsfrist für den Ideenwettbewerb Biodiversität Frankfurt, den die Goethe-Universität, der Palmengarten, die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, das Dezernat für Klima, Umwelt und Frauen der Stadt Frankfurt und die Frankfurter Sparkasse im Sommer 2022 ausgerufen hatten. Gesucht wurden realisierbare Projektideen, die modellhaft, kreativ und wirkungsvoll die städtische Biodiversität in Frankfurt erhalten und fördern und dabei das Gemeinwohl der Stadtgesellschaft im Blick haben. Nun hat die Jury, bestehend aus Vertreter*innen der austragenden Institutionen, zehn Ideen für die sogenannte „Shortlist“ bestimmt. Die Jurymitglieder Prof. Dr. Enrico Schleiff (Goethe-Universität), Dr. Julia Krohmer (Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung), Dr. Katja Heubach (Palmengarten), Rosemarie Heilig (Stadt Frankfurt) und Bernd Jenne (Frankfurter Sparkasse) zeigten sich sehr zufrieden mit den eingegangenen Bewerbungen. Während der Auswahlsitzung diskutierten sie bereits Möglichkeiten, um über das Preisgeld hinaus die Projekte in ihrer Umsetzung zu unterstützen.

Die ausgezeichneten Initiativen der „Shortlist“ im Ideenwettbewerb Biodiversität Frankfurt (in alphabetischer Reihenfolge) sind:

Green it up! – mein kunterbuntes Quartier
Lust auf besser Leben
Frankfurt erstickt in Grau. Zu viele Flächen sind versiegelt, wodurch Bürger:innen im Sommer unter zunehmender Hitze leiden – und Vögel, Insekten und Pflanzen ihr natürliches Habitat verlieren. Begrünung durch Entsiegelungen schafft Abhilfe. Wo diese nötig ist, wissen die Frankfurter:innen am besten selbst. Deshalb starten wir eine Entsiegelungskampagne, bei der sich Bürger:innen und Organisationen für ihr Quartier bewerben, um dort „Bebuntung“ für 250 qm zu gewinnen.
Interaktiver Naturerlebnispfad auf dem Hauptfriedhof – Wildes Leben auf dem Friedhof
Wildnisbotin Frankfurt
Feste Installation eines abwechslungsreichen Erlebnispfades auf dem Hauptfriedhof. Dieser ist künftig Ausgangspunkt verschiedener regelmäßiger Aktions- und Mitmachtage für die breite Stadtbevölkerung. Themen sind z.B.: Vögel, Amphibien, Insekten, alte Bäume, Totholz, Wildwiesen, Mauern, Sukzession. Die Stationen informieren und animieren durch spielerische Mitmachelemente. Mindestens eine Station soll von Schülern einer kooperierenden Schule gestaltet werden.
Ist das Lebensraum oder kann das weg? Totholz für ein lebendiges Frankfurt
Studierende des Masters Ökologie und Evolution (Goethe-Uni Frankfurt)
Das Projekt zielt darauf ab, die Abundanz und Diversität totholzgebundener Arten im Stadtgebiet zu fördern. Unsere Idee ist, auf ausgewählten Flächen Totholz auszubringen, um Menge, strukturelle Vielfalt und Vernetzung dieser Ressource zu erhöhen. Zusätzlich sollen (lebende) Bäume im Stadtgebiet identifiziert werden, die als Habitatbäume in Frage kommen würden. Diese Bäume sollen langfristig erhalten bleiben und u.a. durch angepasste Pflegemaßnahmen auf natürliche Weise Totholz akkumulieren.
Mehr Wasser für den Frankfurter Stadtwald (Oberwald)
BUND Frankfurt
Die Zuflüsse des Luderbachs im südlichen Oberwald haben weitgehend den Charakter von Entwässerungsgräben. Über die linearen Gräben fließt Oberflächenwasser schnell in den Luderbach ab und steht in niederschlagsarmen Zeiten dem Wald nicht mehr zur Verfügung. In Zeiten von durch den Klimawandel befeuerten Extremwetterereignissen (Dürresommer, Starkregenereignisse) sollte hingegen das Wasser im Wald zurückgehalten werden. Daher sollten die Bäche und Gräben renaturiert bzw. zurückgebaut werden.
Nektar-Bar für Nachtschwärmer
Christoph Schuch
Das Wissen um die dringende Notwendigkeit, aus menschlichem Eigennutz etwas für den Erhalt der Biodiversität zu tun, ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Tagsüber sind Bienenretter und Insektenhotelbauer am Werk. Was aber noch unterbelichtet ist: die Wahrnehmung der Nacht und ihrer Bewohner als wichtiger Ort für den Erhalt der Artenvielfalt. Wir bringen Nachtfalter, Fledermäuse und nachts aufblühende nektarreiche Wildpflanzen mit Nektar-Bars an passenden Stellen in Frankfurt zusammen.
Pilotierung eines Parks mit essbaren, mehrjährigen Pflanzen
Die Kooperative Frankfurt
Weiterentwicklung einer Streuobstwiese von Die Kooperative e.G. zu einem essbaren Park (Waldgarten) in Frankfurt-Oberrad. Der Waldgarten ist der Struktur eines natürlichen Waldes nachempfunden mit positiven Nutzen für Menschen, Tiere und Pflanzen. Er besteht aus Pflanzengesellschaften (die durch jahrelange Erfahrungen auch im Hinblick auf die Klimaresilienz entstanden sind), die in einem mehrschichtigen Anbau angeordnet sind.
Schmetterlingwiesen-Verbund Berger Südhang
John Dippell
Die Streuobstwiesen des Berger Südhangs bieten eine hervorragende Basis für eine reichhaltige Schmetterlings-Fauna. Die Pflege der Wiesen wird momentan nicht an den Bedürfnissen von Schmetterlingen ausgerichtet, was sich mit diesem Projekt ändern soll. Durch Pflege-Umstellung von mehr und mehr Flächen soll ein Biotop-Verbund für Schmetterlinge geschaffen werden.
Sweetspot 1000+1: Ein Mosaik aus Trittsteinbiotopen für Frankfurt
Anette Herrmann und Sus Reeg
Trotz der vielen guten vorhandenen Initiativen gibt es zu wenige biodivers wirksame Flächen in Frankfurt. Der Sweetspot 1000+1 bündelt die Kräfte, fügt neue Trittsteinbiotope hinzu und erschafft so eine große, fraktale, soziale Skulptur für die Stadt. Auf vertikalen und horizontalen Mini- bis Maxiflächen, von Fensterbrett bis Dachlandschaft, entstehen in den nächsten 5 Jahren 1000+1 wertvolle Trittsteinbiotope – mehr und mehr vernetzt und immer eng zusammen mit den Menschen der Stadt.
Tiny Forest / Miniwald: Biodiversitätsoase mitten in der Stadt Frankfurt sowie Frankfurter Miyawaki-Wald
Baumfreund*innen vom Citizen Science Projekt MainStadtbaum & Greenpeace Frankfurt
Ziel ist es, einen Tiny Forest / Miyawaki-Wald in Frankfurt anzulegen. Ein Tiny Forest ist viel mehr als „nur“ ein kleiner Wald! In kürzester Zeit entsteht eine grüne, dichte Oase mit großer Biodiversität auf gerade einmal 100 bis 400 m2. Zusätzlich puffert der Tiny Forest das lokale Klima, filtert die Luft und speichert CO2. Bei Planung, Umsetzung und Pflege können sich Bürger*innen jeglichen Alters beteiligen. Es entsteht ein Ort der Begegnung und des gemeinsamen Lernens.

Bäume haben gesundheitsfördernde Wirkungen, leisten einen wichtigen Beitrag zur Überflutungs- und Hitzevorsorge und sind Lebensraum für Vögel und Insekten. In unserer Stadt sind sie zunehmenden Stressfaktoren ausgesetzt und werden an ihren Solitär-Standorten häufig nicht alt. Wir möchten im Frankfurter Stadtgebiet einen Wald nach der Methode des Forstwissenschaftlers Miyawaki anpflanzen, der so schnell wächst, dass in wenigen Jahren eine Biodiversitätsoase entsteht.
Urban-Farming-Dachgarten: Frankfurts erste PermaKulturInsel auf dem Dach
GemüseheldInnen Frankfurt
Zusätzlich zu unseren erfolgreichen Gemeinschaftsgärten am Boden wollen wir GemüseheldInnen nun hoch hinaus: Als Pionierprojekt wollen wir Frankfurts ersten Urban-Farming-Dachgarten nach Permakultur-Prinzipien anlegen und Anstoß für viele Weitere geben! Wir wollen zeigen, wie das Potenzial von Frankfurts sonnigen Dächern genutzt werden kann, um StadtbewohnerInnen mit lokal angebautem Obst und Gemüse zu versorgen, Biodiversität zu fördern und eine klimaverträgliche Stadtlandschaft zu gestalten

Die ausgewählten zehn Initiativen sind nun dazu aufgefordert, ein erweitertes Konzept für den Wettbewerb einzureichen. Um sie in diesem Prozess zu unterstützen, laden die austragenden Institutionen im Februar zu einem Workshop ein. Während der kommenden Monate stehen den Projekten jeweils Pat*innen der Institutionen zur Verfügung, um sie fachlich zu unterstützen. Voraussichtlich im April 2023 werden drei Ideen bei der finalen Preisverleihung ausgezeichnet: Das Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro (1. Preis), 10.000 Euro (2. Preis) und 5.000 Euro (3. Preis) stellt die Frankfurter Sparkasse.